Das Jahr 2020 ist noch jung, aber schon gab es die erste Entscheidung und damit den ersten Pokal für einen Arolser Schachspieler. Im am vergangenen Freitag gespielten Turnier des SV Anderssen Arolsen traten 7 Spieler an, im doppelten KO System den nach seinem Stifter benannten Porsche-Pokal zu gewinnen. Das doppelte KO-System besagt, dass der Verlierer der Partien der Hauptrunde nicht endgültig ausgeschieden sind, sondern in der „Trostrunde“ nocheinmal gegeneinander antreten. Der Sieger der Hauptrunde tritt in der Endscheidung gegen den Sieger der Trostrunde an, hat dort aber den Vorteil, dass ihm ein Remis reicht, das Turnier zu gewinnen.
Aufgrund der ungerade Anzahl der Teilnehmer war Jürgen Wolf in der ersten Runde spielfrei, Harald Block musste gegen Hermann Henze spielen, Martin Malinowski gegen Stefan Reuschel und Frieder Wagener gegen Rudolf Beisinghoff.
Anders als in den vergangenen Jahren gab es keine Überraschung, die Favoriten Reuschel, Henze und Wagener setzten sich durch, so dass es in der zweiten Runde zum Spitzenduell Henze- Wolf kam. Der in Kurzpartien etwas bessere Wolf hatte in einem Minusbauern einen scheinbaren Nachteil, doch die dadurch entstandene Lücke nutzen seine Figuren gut aus, so dass er gewann und Henze in die Trostrunde schickte. Dort wartete Malinowski auf ihn, der sich mit etwas Glück gegen Beisinghoff durchgesetzt hatte. Die Partie war eher strategisch geprägt, doch Malinowski übersah im entscheidenden Moment einen Bauerndurchbruch von Henze und musste einsehen, dass sein Zeitvorteil nicht reichen würde, um die Partie nicht zu verlieren.
Im parallel ausgetragenen Match zwischen Wagener und Block gewann Wagener eine Figur und brachte Block derart aus dem Konzept, dass dieser mattgesetzt wurde. Also musste Henze nun Wagener besiegen, um weiterzukommen. Hier wurde er seiner Favoritenrolle gerecht und er musste nun warten, wer die letzt Partie der Hauptrunde verlieren würde: Wolf und Reuschel traten gegeneinander an. Reuschel begann strategisch sehr umsichtig, stellte seine Figuren auf die wichtigen Felder und befand sich in einem Vorteil – lediglich die Zeit (maximal 15 Minuten pro Partie) wurde knapp. Dies ist die Stärke von Wolf, der in Zeitnot die besseren Züge fand, siegte und damit als Finalist feststand. Sein Gegner musste zwischen Henze und Reuschel ausgespielt werden.
Henze hatte mit seinem zentralen Bauer einen Angriffspunkt, doch sein Läuferpaar schielte immer wieder gefährlich auf den gegenerischen König. Dieser Vorteil wandelte Henze auch in Figurengewinn um und mit Material- und Zeitnachteil gab Reuschel auf.
Also gab es erneut die Begegnung Henze-Wolf. Henze hatte den Anzug, wollte Damengambit (d4) spielen, Wolf konterte mit Holländisch (f5). Diese bei Henze nicht beliebte Eröffnung brachte ihm dennoch einen optischen Vorteil und Wolf hatte einen rückständigen Bauern auf der e-Linie, Henze einen Vorposten auf d5. Doch Wolf brachte seine Dame geschickt ins Spiel und ein unnötiger Königszug von Henze führte dazu, dass der Bauer auf d5 zu fallen schien. Wolf war es jedoch zu gefährlich, diesen zu nehmen, er brauchte ja schließlich nur das Remis. Als dann Henze in einer Abtauschsituation nicht zuerst mit Schach zurückschlug und Wolf einen der vakanten Bauern mit dem weissen Läufer decken konnte, war das Dauerschach gesichert. Henze hatte auch die Möglichkeit, einige Schachs zu geben, aber mehr als Dauerschach war auch für ihn nicht drin, also gratulierte er Jürgen Wolf zum Remis und dem damit verbundenen Sieg des Pokaltuniers.